Zum runden Geburtstag bekommt der Badesee Going einen neuen Eingangs- und Sanitärbereich.

Die Goingerinnen und Goinger wissen es sowieso, und die Bewoh­ner:innen der angrenzenden Gemeinden auch. Eigentlich weiß es ganz Tirol. Sogar eine internationale Jury bestätigte: In Going befindet sich Tirols schönster Naturbadesee. Zum 50. Geburtstag, den die „Bade-Perle“ heuer feiert, sanierte man den Eingangs-, sowie den Sanitär- und Umkleidebereich, der in die Jahre gekommen war. Ein erster Schritt, wie Bürgermeister Alexander Hochfilzer verrät: „Auch bei der Gastronomie werden wir nachjustieren und umbauen. Zuerst einmal haben wir heuer aber 1,5 Millionen Euro in die anderen Bereiche investiert.“
Im neuen Gebäudetrakt sind nun unter anderem 100 absperrbare Kästen zur Saisonmiete untergebracht, in denen die Liege und sonstige Badeutensilien Platz finden. Darüber werden sich die vielen Stammgäste freuen. Auch 30 Tageskästchen gibt es. Neu sind auch das WC mit barrierefreiem Zugang, der Erste-Hilfe-Raum und ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter:innen.
Dass man für die Erhaltung des Badesees Geld in die Hand nimmt, stand nie außer Frage – er ist eines der Aushängeschilder der Gemeinde. Und für so manche eine echte Herzensangelegenheit. Denn dass er vor 50 Jahren gebaut wurde, war alles andere als selbstverständlich. Ursprünglich sollte die Gemeinde nämlich ein Freibad bekommen. Stanglwirt Balthasar Hauser, damals noch ein „Jungspund“, hatte aber ganz andere Pläne: Inspiriert vom 1966 fertiggestellten Badesee in Kirchberg wollte er in seiner Heimatgemeinde ebenso eine Badesee-Anlage errichten. Es schwebte ihm auch schon ein geeignetes Gelände in der Prama vor. In Sepp Oberleitner, dem „Strasserbauern“, fand er einen Unterstützer – jenem war ein Badesee lieber als das Moor, das sich damals dort befand.

Widerstände

Wenig bis gar nicht begeistert von der Idee war man im Ausschuss des Tourismusverbandes. Sie stieß sogar auf heftige Ablehnung – weil man sich ja bereits auf das Schwimmbad geeinigt hatte. Da das Grundstück, auf dem es hätte entstehen sollen, jedoch den Besitzer wechselte, wurde der Bau verschoben. Inzwischen wählte man im Tourismusverband einen neuen Ausschuss, das Projekt Badesee kam wieder zur Sprache. Der neue Obmann Toni Pirchl vom „Lanzenhof“, sein Stellvertreter Balthasar Hauser und Balthasar Foidl vom „Schedererhof“ konnten die Mehrheit der Ausschuss-Mitglieder schließlich von der Sinnhaftigkeit einer Badesee-Anlage in der Goinger Prama überzeugen – es konnte an die Umsetzung gehen. Zuvor jedoch standen noch die Grundstücksverhandlungen an, die Stanglwirt Balthasar Hauser übernahm. Er brachte nicht nur die Pachtverträge unter Dach und Fach, sondern organisierte – in Zusammenarbeit mit DI Karl Herzig und Baumeister Wolfgang Aigner – die erforderlichen hydrologischen wie auch geologischen Untersuchungen. Er war maßgeblicher Mentor bei der Planung und Gestaltung der gesamten Anlage.

Fahrt nach Wien

1972 begannen die Bauarbeiten, immer wieder hatte man im moorigen Terrain mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen – sie bereiteten Toni Pirchl, der die Bauaufsicht über hatte, schlaflose Nächte. Finanzielle Nöte brachte eine überraschend verfügte Kreditsperre. Was tun? Die Ausschussmitglieder des Tourismusverbandes übernahmen zwar vorübergehend die persönliche Haftung, aber auf Dauer war das niemandem zuzumuten. Deshalb machte sich eine Goinger Abordnung – bestehend aus Toni Pirchl, Balthasar Hauser und Balthasar Foidl – auf nach Wien, um im Finanzministerium für die Sache einzutreten. Unterstützung fand man in Person des ehemaligen Finanzministers Dr. Eduard Heilingsetzer, einem großen Freund der Kaisergemeinde. Lag es an seiner Fürsprache oder an der Überzeugungskraft der Tiroler? Auf jeden Fall hatte man Erfolg, das Goinger Trio fuhr zufrieden nach Hause. Nachdem die finanziellen Schwierigkeiten vorerst bereinigt waren, wurde zügig weitergebaut. Auch, wenn sich die Beschaffenheit des Geländes immer wieder als Herausforderung für die Techniker herausstellte. 1974 wurde der Badesee eröffnet, 1975 konnte mit der Einspeisung einer entsprechenden Wassermenge aus dem Sinnersbach in den Badesee die Wasserqualität optimiert werden. „Die Pionierarbeit, die geleistet wurde, war eine goldrichtige Entscheidung“, so der Bürgermeister rückblickend.
Mit der Eröffnung des Badesees gründete man die Wasserrettung Going. Auch unter dem Eindruck eines schrecklichen Unfalls, der sich nicht im See, sondern in einem Bach ereignet hatte. Die Wasserrettung Going feiert damit heuer ebenfalls ihren 50. Geburtstag.

Mehr Attraktionen

In den letzten fünf Jahrzehnten tat sich viel auf dem wunderschönen Seegelände am Fuße des Wilden Kaisers. Zwar blieb die Fläche des Sees gleich, rund ums Wasser entstanden jedoch viele Attraktionen, vor allem für die kleinen Besucher:innen. Im Jahr 2000 baute man die Rutschenlandschaft, der Kinderspielplatz wurde kontinuierlich erweitert, und schließlich kam die „JoeRASSic Beacharena“ mit vier turniertauglichen Beach-Volleyball-Plätzen dazu – unter anderem das Zuhause des Volleyball Clubs St. Johann.
Das heuer fertiggestellte, neue Gebäude, in dem der Eingangs-, sowie der Sanitär- und Umkleidebereich untergebracht sind, wurde in Holzbauweise ausgeführt. „Damit es sich nahtlos in die umgebende Natur einfügt“, so Bürgermeister Alexander Hochfilzer. Eine Photovoltaikanlage sorgt dafür, dass ein guter Teil der benötigten Energie vor Ort erzeugt wird. Die Bauarbeiten seien von den ausführenden Firmen in bester Manier, zuverlässig und termingetreu, erledigt worden, so der Ortschef. Alexander Hochfilzer freut sich darauf, den Badesee bald wieder mit seiner Familie zu besuchen. Er genießt vor allem das glasklare Wasser: „Selbst von der Schwimminsel aus kann man noch bis auf den Grund sehen!“ Andere wiederum schätzen die große Liegewiese mit den schattenspendenden Bäumen, und den unvergleichlichen Blick in eine grandiose Berglandschaft. Nicht nur für die Goingerinnen und Goinger ist der Badesee ein Paradies. Sieht man sich die Nummernschilder der Autos auf dem Parkplatz an, stellt man fest, dass Badefreudige aus fast allen Bezirken Tirols und natürlich auch aus Deutschland die Fahrt nach Going auf sich nehmen. Um quasi unter der Schirmherrschaft des Wilden Kaisers, dessen Quellen den See speisen, einen herrlichen Tag zu verbringen – am schönsten Naturbadesee Tirols.