Dagmar Stöckl-Berger über ihr Jubiläum beim Sozialsprengel, über Dankbarkeit und Vorfreude.

Dagmar hatte sich damals als Diplomierte Krankenschwester selbständig gemacht und genoss es, sich ihre Arbeitszeiten selbst einteilen zu können, als die Anfrage vom Sozialsprengel kam: Ob sie nicht für kurze Zeit als Pflegedienstleiterin einspringen könne, wollte man wissen. Sie konnte und wollte. Aus dem Vertretungsjob wurden heuer zwanzig Jahre. „Sicher überlegt man zwischendurch immer einmal, ob man etwas anderes machen will, es gab finanziell reizvolle Angebote“, erzählt sie. „Aber Geld allein ist nicht alles. Und zwanzig Jahre gehen schnell vorbei.“
Die gebürtige Kirchdorferin, Jahrgang 1973, interessierte sich schon früh für alles Medizinische: „Vielleicht, weil ich ein ungestümes Kind und so oft beim Hausarzt war“, mutmaßt sie augenzwinkernd. In Salzburg absolvierte sie die Pflegeschule und arbeitete danach im Krankenhaus St. Johann auf der Abteilung für Innere Medizin. 1999 machte sie sich selbständig, 2004 er-reichte sie dann der Ruf des Sozialsprengels.
Hier krempelte sie einiges um, führte den Betriebsrat ein, baute gemeinsam mit dem Team neue Strukturen auf und legte den Fokus darauf, für alle gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Kurzum: Sie läutete die Ära moderner Führung ein. Daneben legte sie später das Studium des Pflegemanagements in Krems ab.

Ein Job für Profis

Heute umfasst das Team des Sozialsprengels zirka 30 Köpfe. Es setzt sich zusammen aus Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger:innen, Pflegeassistent:innen, Pflegefachassistent:innen, Diplomierten Sozialbetreuer:innen, Heimhilfen und Hauswirtschafterinnen. Sie alle betreu-en gemeinsam 215 bis 230 Klient:innen in den Gemeinden St. Johann, Kirchdorf und Oberndorf und leisten 25.500 bis 25.600 Stunden jährlich. Dagmar ist derzeit auf der Suche nach einer Diplomierten Pflegefachkraft für zwanzig Wochenstunden. Sie zu finden, erweist sich als schwierig. Ein Grund dafür sei, so Dagmar, dass manche der Meinung sind, die Arbeit im Sozialsprengel würde sie un-terfordern. „Dabei hat man bei uns viel Verantwortung im Case Management und in der medizinischen Hauskrankenpflege, die oft anspruchsvoll ist. Da müssen immer wieder Entscheidungen von großer Tragweite getroffen werden.“ Dafür gebe es aber auch Freiheiten, meint Dagmar. Weil man bei der Einteilung sehr flexibel agieren könne und Rücksicht auf die persönlichen Umstände der Fachkraft nehmen könne.

„Wir schulden dieser Generation etwas!“

Dagmar liebt ihren Job; sie liebt es, ihr Team zu führen. Jeden Tag in der Früh trifft sich die Mannschaft. „Ich will meine Leute sehen. Ich will sehen, wie sie drauf sind, ob es ihnen gut geht. Wenn nicht, reden wir über die Gründe. So ein Team, wie wir es haben, muss man erst finden – engagiert, motoviert, alle sind für einander da, in allen Situationen. Das schweißt zusammen.“
Dagmar ist aber immer auch noch selbst draußen bei den Klientinnen und Klienten. Das ist ihr wichtig, weil ihr die Menschen wichtig sind. „Ich finde, wir schulden dieser Generation etwas. Sie war es, die nach dem Krieg das Land aufgebaut und den Sozialstaat geschaffen hat, der heute für uns so selbstverständlich ist“, meint Dagmar.
Dafür sollten wir dankbar sein, so die Wahl-St. Johannerin, und den Menschen eine adäquate, fachlich qualifizierte Betreuung und Pflege zuhause zukommen lassen. „Sie haben sich das alles schwerst erarbeitet.“
Die 51-Jährige erlebt ihre Arbeit täglich als sinnstiftend, auch nach 33 Jahren in der Branche noch. Sie hat immer viel gearbeitet, vielleicht zu viel. „Es wird jetzt Zeit für mich, einen Gang zurückzuschalten auf die 100 Prozent, also auf eine 37-Stunden-Woche. Ich merke, dass ich mehr Regeneration brauche und will auch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen können.“ Die Pflege sei in den letzten Jahren zwar medial schlecht-gemacht worden, so Dagmar, aber sie biete erfüllende, interessante, abwechslungsreiche und krisensichere Jobs. Die vielzitierte Work-Life-Balance sei wichtig, „aber wenn ich nur mehr Life und wenig Work habe, funktioniert die Balance auch nicht“, meint sie. „Der Sozialstaat basiert auf Steuerzahlungen durch Arbeit“, sagt sie, „das ist heute offensichtlich manchen Menschen nicht mehr klar.“ Beim Sozialsprengel sei man sehr flexibel und könne sich auf die Bedürfnisse des Teams einstellen.

Vorfreude

Dagmar freut sich auf das „Haus der Generationen“, das bis 2027 fertiggestellt sein sollte. Der Sozialsprengel wird darin sein neues Zuhause finden, es wird Betreutes Wohnen geben und eine Tagesbetreuung für die Klient:innen. „Das brauchen wir schon lange. Schön, dass es jetzt in Angriff genommen wird.“
In den zwei Jahrzehnten habe es immer ein gutes Einvernehmen mit den drei „Gemeindechefs“ gegeben, so Dagmar. Der „bewegte Nachmittag“, den der Sozialsprengel anbietet, werde beispielsweise nicht durch das Land, sondern von den Gemeinden finanziert. „Das wissen wir sehr zu schätzen.“
Für die nächsten Jahre wünscht sie sich, dass es dem Team gut geht und die Zusammenarbeit mit Geschäftsführerin Elisabeth Edenhauser weiterhin so harmonisch läuft. „Ich habe meine Ent-scheidung für den Pflegeberuf und für den Sozialsprengel nie bereut. Ich bin überzeugt, dass auch die kommenden Jahre noch viel Schönes bringen werden.“
Doris Martinz